Gummi ein einnehmendes Material

Dass mein bisheriges Leben maßgeblich von Gummi beeinflusst wurde und dieses Material auch weiterhin erheblichen Anteil an meinem Wohlbefinden haben wird, will ich zum Anlass nehmen, meine bisherigen Erlebnisse wieder einmal abzurufen, um dieses Phänomen etwas näher zu untersuchen. Es ist eine Leidenschaft, welche das Material Gummi – für mich der vierte Aggregatzustand – bei mir ausgelöst hat und welches bis heute als unverzichtbarer Teil Einfluss auf meine Gefühlswelt ausübt. Wie und wann habe ich die fesselnde Wirkung dieses Materials entdeckt, was waren die ersten Berührungspunkte, welche Entdeckungen gab es für mich zu machen, was für Fragen taten sich auf, wieso spürte ich Ängste, warum trieben Zweifel mich um, welche Freuden und Gefühle nahmen von mir Besitz…

Wie Gummi die erotischen Gefühle beeinflussen kann, wird sicher nur ein echter Gummiliebhaber, ein geborener Gummifetischist, verstehen.
Welche Fülle an Reizen löst ein aalglatter Anzug dieses Materials beim hineinschlüpfen aus? Für die Haut, das größte zum Fühlen geeignete Organ des Menschen, kann es keine bessere Anerkennung geben. Was kann den Körper so allumfassend berühren außer Wasser und Luft? Doch wirken sie viel intensiver, die taktilen Reize, welche ein Gummianzug überträgt. Die Haut nimmt unterschiedliche Drücke wahr und Bewegungen der zweiten Haut auf der eigenen, je nachdem wie dick das Material ist, woraus der Anzug gefertigt wurde, je nachdem, wie eng oder wie weit die Passform gewählt wurde. Bei angemessener Umgebungstemperatur bildet sich in diesem privaten Kosmos ein angenehmes Klima, du fühlst dich – einerseits – eingeschlossen, gleichzeitig aber vollkommen geborgen. Die eigene Phantasie strömt in einen unendlichen Raum. Bei jeder Bewegung verändern sich die Druckpunkte, das Spiel der Falten ist die Zugabe dieses Materials in Form einer Massage. Beim Berühren und streichen mit der Hand merke ich, dass es nur raue Oberflächen im Vergleich zu diesem Material geben kann. Wer im Sommer bei großer Hitze in einem etwas kühleren Raum einen noch kühleren Latexanzug überzieht, schenkt seinem Körper nicht nur ein erfrischendes Gefühl, sondern seinem Kreislauf einen belebenden Kick. So daliegend, alle Vier von sich gestreckt, kann eine Siesta sowohl geruhsam als auch erregend zugleich sein.
Der Geruch ist ein weiteres erotisierendes Merkmal von Gummi. Der Kenner derartiger Anzüge und Masken, Schürzen, Mäntel oder Handschuhe, von Bettwäsche oder Capes weiß es, dass auch der Geruch des Gummis nicht als immer Ein und der Selbe zu den verantwortlichen Organen des menschlichen Körpers dringt, bleibt aber trotz seiner Vielfalt ein unverzichtbarer Bestandteil des gesamten Gummimenüs.
Vom fast süßlichen Duft dieser oder jener Latexkleidung bis zum streng – würzigen Geruch einer Gasmaske aus dickem Gummi besitzt dieses Material seine eigene unwiderstehliche Geruchspalette.
Ebenso einzigartig macht die Geräuschkulisse des Gummis von sich hören. Vom spitzen Schnalzen eines knallengen Slips über angenehmes Quietschen von dünneren Kleidungsstücken bis hin zum dumpfen Blubbern eines Anzuges aus extrastarkem Gummi geniest ein rigoroser Gummifan das gesamte Angebot dieses fetischistischen Konzerts. Gummi ist jederzeit in der Lage, durch seine optischen Reize die Blicke des Betrachters auf sich zu ziehen, sie an sich zu binden und sie, wie durch eine korrekte Fesselung, ohne die Möglichkeit der Befreiung, auf sich zu fixieren.

Alles zusammen addiert und dazu einige unerklärbare Aspekte, welche noch dazukommen, ergeben eben diesen Stoff, der kein Stoff ist, ergeben dieses zum verzaubern geeignete Material, welches für Menschen wie mich eine magische Kraft ausübt, welches mich fasziniert und verblüfft zugleich. Mit Gummi in den verschiedensten Varianten erfährt mein Körper außergewöhnliche Gefühle und reagiert auf sensationelle Weise.
Im laufe des Lebens verändert sich der Mensch. Er entwickelt sich weiter. Manche Gewohnheiten vergehen, neue entstehen; lange gepflegte Hobbys werden abgesetzt, durch andere ausgetauscht; einst unentbehrliche Eigenarten sind nicht mehr vorhanden, ehemals wichtige Rituale haben sich abgeschwächt oder sind völlig verschwunden. Aber eines ist geblieben, hat sich eher verstärkt, hat sich in seiner Vielfalt vermehrt, hat sich zu einem zuverlässigen und zugleich unentbehrlichen Objekt der Begierde entwickelt: Die Leidenschaft zum Gummi. Gummi in seiner Vielfalt, in allen möglichen Varianten, in den verschiedensten Spielarten. Gummi ist für mich Auslöser und Katalysator angenehmer Gefühle zugleich.
Wann und wie nahm eine derartige Fixierung auf dieses Material seinen Anfang? Weshalb bin ich dabei geblieben und habe mich immer weiter vertieft in dieses Phänomen? Wieso ergänzt sich die sinnbildliche Fixierung zu Gummi mit tatsächlich fesselnden Spielen?
Eine interessante Entwicklung mit Freuden, Zweifeln, mit nicht ungefährlichen Grenzsituationen und vielen Fragen, aber auch Antworten, sowohl guten als auch schlechten, will ich Revue passieren lassen.
Ich blicke auf Erlebnisse zurück, die sich wie Wegmarkierungen in mein Gedächtnis eingekerbt haben. Und mit ihnen gleichfalls die Empfindungen, die sich, jedenfalls in diesen speziellen Fällen, nie so intensiv oder so einmalig wiederholt haben wie beim ersten Mal.
Eines der unglaublichsten Erlebnisse war für mich der Moment, als ich, damals vielleicht um die 10 Jahre alt, einen bestimmten Satz in dem Buch „Mann und Frau intim“ las. Wurde hier doch auf das Thema Gummifetischismus eingegangen, das Wort „Gummifetischismus“ wurde erwähnt – allein das geschriebene Wort hat mich in höchstem Maße verzückt – es gab also so etwas wirklich! Ich war weiß Gott nicht allein. Es war wenig, sehr wenig, was es dort über dieses Thema nachzulesen gab – „Menschen, die sich zur sexuellen Erregung Gummianzüge überstreifen…“ – aber so etwas von faszinierend, dass ich diese Stelle noch dutzende Male, auch nach Jahren, mit den Augen verspeist und immer wieder verinnerlicht habe. Ein Satz. Und so viele Fragen. „…zur sexuellen Erregung Gummianzüge überstreifen…“. Zu jener Zeit war ich mir nicht sicher, ob es auf der Welt noch jemand geben könnte, der sich für das Material Gummi in Form von Kleidungsstücken interessiert. Und wenn ja, dann würde derjenige doch niemals darüber sprechen, hier aber stand es sogar geschrieben. Woher wussten „die“ das. „Denen“, die das aufgeschrieben hatten, musste doch jemand von seinem abnormalen Verlangen erzählt haben, wer sollte so etwas freiwillig preisgeben? Und unnormal musste es sein, denn es stand in diesem Buch unter der Rubrik „Deviationen der Sexualität…“.
Aber noch mehr irritierte mich die Aussage über das Anziehen von Gummianzügen: Es musste also Gummianzüge geben! – für mich damals unvorstellbar! Unvorstellbar und aufregend und hoffend zugleich. Ein Teil aus Gummi, welches den ganzen Körper umschließt, richtig umfasst, nicht nur wie ein paar Gummischürzen, die man sich um den Körper wickelt, damit sie so viel Haut wie möglich berühren, sondern ein Anzug mit Form, einer solchen Form, die annähernd jeden Winkel des Körpers erreicht.

Welch ein Gefühl muss das sein! Die ganze Körperoberfläche von einer weichen, glatten Gummihaut überspannt. Welch eine Assoziation der beiden Wörter „Gummi“ und „anziehen“. Wenn dich allein so etwas heiß macht, bist du noch ganz am Anfang fetischistischen Genießens und noch leicht zu befriedigen. Wo aber sollte es Gummianzüge oder Kleidungsstücke aus Gummi überhaupt geben? Wer geht zu wem und verlangt einen Gummianzug? Und wofür?
Die Frage aber, die mir am meisten Kummer bereitete, blieb für mich vorerst unbeantwortet: Wo bekomme ich für mich so ein Teil her? Dass ich so etwas unbedingt haben musste, jetzt wo mir die Existenz solch unentbehrlicher Dinge bestätigt worden ist, war von Stund an unwiderruflich.
Erst einige Jahre später sollte ich feststellen, dass es in anderen Ländern der Welt so etwas wirklich gab – nicht nur solche Kleidungsstücke aus Gummi, die für den Arbeitsschutz gedacht werden oder solche, welche die Streitkräfte für chemische oder atomare Angriffe in ihren Effektenkammern lagern. Nein, eben genau solche, die ausschließlich für die sexuelle Stimulierung, für die Vervollkommnung einer erotischen Facette eines Menschen angefertigt werden. Unglaublich. Wunderbar für jene, welche von diesem Umstand nach Lust und Verlangen Gebrauch machen können, traurig für mich, der davon weiß, jedoch keinen Zugang zu diesen Dingen hat. Von den verschiedenen Arten dieses Materials, beginnend bei Reingummi und Latex in den unterschiedlichsten Stärken und Farben, von der Vielfalt der Möglichkeiten, sich in Gummi versinken zu lassen bis zu der schier unendlichen Palette von Gestaltungsmöglichkeiten hatte ich damals keine Vorstellung, aber unendliches Verlangen. Jedoch wurde diese „Leidenschaft“ in eben jenem Büchlein in dem Abschnitt erwähnt, in welchem abnormale Formen der Sexualität behandelt wurden. Schon deshalb galt es, diese abnorme Veranlagung geheim zu halten. Das Erlebnis Gummi in die Tat umzusetzen war auch deswegen nicht einfach und ziemlich einseitig. Das fetischistische Erlebnis beschränkte sich weitgehend auf die derzeit handelsüblichen rotbraunen Gummischürzen aus Reingummi – einmal erstand ich sogar eine in schwarz – welch ungeheuerliche Abwechslung – den aus gleichem Material gefertigten Betteinlagen, einer kleinen Auswahl an Gummihandschuhen und Badekappen, die allerdings aus weicherem und elastischerem Latex gefertigt waren. Den bescheidenen Rest besorgte die immer neu angefachte Phantasie.
Mein allererster Kontakt zu diesem Material, welches mich mein gesamtes weiteres Leben begleiten sollte, war im frühen Kindesalter, das mir genau zu benennen nicht möglich ist. Vielleicht war ich drei, vielleicht vier oder auch fünf Jahre jung. Ich weiß es nicht mehr. Aber das Bild habe ich immer noch genau vor Augen, wie ich aus der Kommode, welche im Schlafzimmer meiner Eltern, genau wie mein Kinderbett, stand, eine rotbraune Gummidecke nahm, welche als Unterlage beim Wickeln von Kleinkindern verwandt wurde. Diese Unterlage, welche die Abmessungen von etwa 50 cm mal einen Meter hatte, breitete ich auf dem Fußboden aus und legte mich bäuchlings darauf, um mich mit dem entblößten Unterleib daran zu reiben. Der Vorgang dauerte nicht lange, auch hatte ich Angst, bei diesem Tun entdeckt oder „erwischt“ zu werden, so, als wenn ich mir sicher war, dass mein Verhalten in einer bestimmten Weise nicht korrekt sein könnte. Was genau mich zu dieser Berührung dieser Decke aus mittelglattem Reingummi bewogen hatte, konnte ich mir nicht erklären, jedenfalls war die kurze Phase der Reibung eine äußerst angenehme. Diese Art der Berührung mit diesem Stück Gummi sollte mich noch eine geraume Zeit beschäftigen, s0 dass ich mich etwa drei, vier Jahre auf dem gleichen, sehr niedrigen Niveau des Spiels mit Gummi bewegt habe.

 

Der Gummianzug ist das ultimative Kleidungsstück

 

Die einzige, jedoch zugleich sehr angenehme Abwechslung oder auch Kombination, waren Gummihandschuhe in größeren Mengen, welche sich, oh Glück, in einer Schublade der Kommode meiner Großmutter, die mit im gleichen Haus wohnte, befanden und aus einem so herrlich weichem Latex gefertigt worden waren, dass sich ihr Geruch bis heute in meiner Nase erhalten zu haben scheint. Das waren transparente OP – Handschuhe aus dem benachbarten Krankenhaus, der Gummi superglatt und hochelastisch. Ein Material von einer Qualität und einer Optik, welches die Bezeichnung „Gummi für die Leidenschaft“ verdiente. Obgleich mir diese Handschuhe viel zu groß waren, fuhr ich mit Wonne in sie hinein und fand es durchaus erregend, zwei oder drei Stück übereinander zu ziehen. Als ich dann eine gewisse Eigenständigkeit erlangt hatte, es könnte in einem Alter von neun oder zehn Jahren begonnen haben, suchte ich ab und zu das örtliche Orthopädiegeschäft in der Kleinstadt auf, um darin die so genannten Haushaltsgummischürzen zu erwerben, die mir bei einem Stadtbummel, im Schaufenster liegend, sofort ins Auge gestochen sind.
Eine echte Landmarke jedoch in meinem Fetisch – Leben war jener Moment, als ich, nur kurze Zeit nach der Wende `89 das Paket eines Versandhauses öffnete, welches sich ausschließlich auf die offensichtlich gar nicht so kleine Gummiklientel spezialisiert hatte. In dem relativ schweren Paket ruhte in schwarzem Glanze die von mir bestellte Vollgummierung. Ein zweiteiliger Latexanzug, dazu Gummisocken, Handschuhe und eine Maske, die das Sehen und das Atmen ermöglichte.
Der Schnitt war weit gehalten, das Material Latex von mittlerer Stärke, alles in der Farbe schwarz. Die Auf- und Erregung war schon beim herausnehmen der Kleidungsstücke ganz groß – der Anblick, der dem Latex eigene Geruch, der volle, schlüpfrige Ton beim Vorhalten des Anzuges, die Berührung dieses phantastisch weichen und glatten Materials, das Spiel der sich ständig verändernden Falten im Licht, das warme, blubbernde Geräusch. Beim Anziehen jedoch ging die Erregung noch höher hinauf. All diese Eindrücke fesselten mich mit einemmal dermaßen, vor allem aber der den gesamten Körper umspielende taktile Reiz, den ich mit diesem Material noch nie vorher so satt und vollkommen über mich ergehen lassen konnte. All das katapultierte mich in den fetischistischen Himmel mit einem Gefühl, dem man nur das Prädikat absolut geil bescheinigen kann. Was hatte ich die ganzen Jahre verpasst!
Allerdings hat alles auch seine Kehrseiten, wo Licht ist, ist auch Schatten. Manches birgt sogar Gefahren, wobei die Umsetzung der eigenen Phantasien das größte Risiko darstellt, weil diese ständig aufwühlenden Vorstellungen das real Machbare meist überschreiten. Man sollte schon bei der Vorbereitung von Ritualen und noch nicht praktizierten Spielen das wirklich Mögliche mit den erträumten Handlungen, die in der meist haltlosen Phantasie entstehen, abwägen. Es war ein „Spiele – Nachmittag“ wie viele andere, die meine Partnerin an den Wochenenden mit mir durchführte. Und doch sollte es diesmal anders werden. Gefährlicher. Ich erfuhr das erste Mal, was Panik ist. Bei einem dieser sonst so aufreizenden Fesselspiele musste ich bei einer bitteren Erfahrung feststellen, dass eine blühende Phantasie zwar konstruktiv und geil ist, jedoch von der Realität, vom zum Erduldenden möglichen sehr abweichen und durchaus lebensgefährlich werden kann. Als meine Partnerin ins Zimmer kam, hatte ich wie üblich bereits einen Gummianzug über Alles angezogen. Nur die Öffnungen für Augen, Nase und Mund blieben mit der Außenwelt in Berührung. Nach fast schon gewohntem Ritual, für dieses Fesselungsspiel, band sie mir zuerst die Beine zusammen. Dafür wurden entweder Lederschnüre oder für diese Fesselung geeignete Seile und Lederriemen verwandt.

Damit wurden die Beine erst an den Fußgelenken und folgend über den Knien zusammengebunden, wobei ein erforderliches straffes Fesseln und entsprechende Durchzüge mit den Seilen, um die Beine eng aneinander zu fixieren, gängige Technik war. Danach folgte das gleiche Spiel mit auf den Rücken, nach unten gestreckten Armen. Diese verstand sie hervorragend straff – aber nicht zum sofortigen abschnüren straff – an den Handgelenken und über den Ellenbogen zu verzurren, so dass bereits in diesem Zustand eine Selbstbefreiung nicht mehr möglich gewesen wäre. Das wird einem in diesem Zustand auch sofort bewusst, ist aber im Ablauf, den man schon X-mal in der Phantasie durchgespielt und immer wieder erhöht und verfeinert hat, noch ein ganz niedriges Niveau des von einem selbst zu erdulden Gewünschtem.
Im Schrittbereich der Gummihaut baute bereits der inzwischen erregte und daher erigierte Penis, welcher, das hat er verdient, separat mit einem dünnem Kondom und darüber mit einem Penis-Hoden-Kondom aus dickerem Latex versehen worden war, eine Skulptur in den Anzug, welcher aber mit seiner dicken und zugleich elastischen Haut den Peiniger in seine Schranken wies. Diese restriktiven Gefühle durch die eingeschränkte Bewegungsfreiheit, das eingeschlossen sein in dem Gummianzug, der Druck der Fesseln, der geile Geruch des Materials und die blubbernden, manchmal aber auch raschelnden oder quietschenden Geräusche, sollten für die Befriedigung eines auf solch Art und Weise fixierten Fetischisten eigentlich genügen. Haben sie auch mal. Könnten sie auch jetzt noch. Aber da ist eben die Phantasie. Und die lässt keine Ruhe. Die will immer mehr in Punkto Steigerung der Lust, mehr Strapazierung der Gefühle; Fesseln, Gummieren, Maskieren, Fixieren bis zum Abwinken – wenn man denn noch in der Lage ist abzuwinken – und das möglichst stundenlang. Besser noch tagelang. Eigentlich immer. Also wurde das vergnügliche Spiel gesteigert, so wie es die Phantasie viele Male vorgezeichnet und dann befohlen hatte.
Dem bereits in der zweiten Haut befindlichen und ausreichend gefesselten Körper sollte nun zusätzlich in einem engen Gummisack ein weiteres Stück an Bewegungsfreiheit genommen werden. Die Möglichkeit zur Selbstbefreiung wurde noch mehr minimiert, was wiederum das Gefühl der Lust steigerte. Es war nicht einfach für meine Partnerin, mich in diesen Gummisack hinein zu manövrieren. Dieser aus Reingummi selbst gefertigte dicke Kokon war dermaßen eng gehalten, dass das Überziehen des geilen Teils meine Partnerin fast ebenso zum Schwitzen brachte, wie ich es bereits tat. Den untersten Teil des Sackes streifte sie mir über, indem ich auf dem Rücken lag- konkreter gesagt lag ich auf meinen auf dem Rücken gefesselten Armen – die zusammengeschnürten Beine anhob, welche sie nun, da schon gummiert, relativ leicht in der roten Haut versenkte. Darauf folgend arbeitete ich mich mit ihrer Hilfe in die Senkrechte hoch und stand nun neben dem Bett, wo sie mir den restlichen Teil des straffen Gummisackes im wechselseitigen Zugverfahren bis über die Schultern zog. Nun war mein Bewegungsspielraum tatsächlich auf ein Minimum zusammen geschrumpft, also das Maximum der Restriktion erreicht – sollte man denken. Aber Denken zählt nicht. Die Vorstellung, die Phantasie, die bisweilen in allen Räumen des Gehirns Tag und Nacht über eine Inszenierung Regie hält, bestimmt den Fortgang der Session. Und diese lässt sich noch steigern. Um den Hals, damit der Abschluss des Kokons auch ja dicht am Körper anliegt und kein Gramm Luft oder auch nur eine Nachricht aus der bösen Welt hereinlässt in meinen eigen Kosmos, schnallte mir meine Partnerin ein im Umfang ausreichendes, möglichst breites Halsband um, das, sowohl an genau dieser Stelle sowie im Gesamtbefinden, ein nochmals verstärkendes Gefühl der Einengung und Hilflosigkeit vermittelte. Auf diese Weise legte ich mich auf das Bett – das natürlich ebenfalls mit glattem Gummi bespannt war – und konnte mich in diesem Stadium immerhin noch nach belieben auf den Bauch oder auf den Rücken drehen und hatte – und das ist das Wichtigste in Bezug auf die Sicherheit – die Möglichkeit, mich aus dem Bett zu rollen oder zu hüpfen, hatte auf alle Fälle die Möglichkeit, mich bemerkbar zu machen, falls das vor der vereinbarten Zeit von einer halben Stunde, nach welcher meine Partnerin sich wieder zu mir gesellen würde, notwendig werden sollte. Auch war es möglich zu rufen, was jedoch in Bezug auf die Zuverlässigkeit nach herbei eilender Hilfe gewisse Mängel aufwies, da ich mich im Obergeschoß aufhielt, während meine Partnerin im Erdgeschoß saß und sich meist vom Fernsehprogramm unterhalten ließ.

Aber selbst diese drastischen Maßnahmen, welche ein selbständiges Handeln meinerseits erheblich einschränkten, sollten noch nicht ausreichen, um meinen Erregungszustand bis auf die Spitze zu treiben. So wurde das vorher besprochene Ritual weitergeführt, indem ich mir eine Gasmaske über den Kopf ziehen ließ, nachdem der Ballknebel, welcher mittels Riemen und einer Schnalle am Hinterkopf verzurrt worden war, in meinem Mund Stellung bezogen hatte. Zum Schluss wurde ich mittels zwei Seilen, von denen eines mehrmals und nicht zu eng um den Hals geführt und verknotet wurde, während das andere kurz vor dem unteren Ende des Sackes, dort, wo die Fußgelenke bereits im Inneren zusammengebunden waren, umwickelt wurde, am oberen und unteren Bettgestell fixiert. Nun waren Mumifizierung und Arretierung beendet und hatten genau die Parameter erfüllt, welche mir die Phantasie vorgegeben hatte.
Welch geiles Gefühl! Ich war steinhart. Bewegungen waren kaum möglich. Außer einer Art Knurren konnte ich keinen Laut von mir geben. Beim Bewegen der Muskulatur spürte ich die direkte Gummihaut immer wieder anders, der Sack aus dickerem Gummi schien mich gleichzeitig zu umarmen, zu liebkosen und einzuengen. Der Druck der Fesseln, die Bewegungsunfähigkeit der Beine und der Arme, das eingespannt sein zwischen den Bettgestellen, dass nur noch ein minimales Zappeln zuließ, das zur Passivität verurteilte eigene Ich machten mich rasend. Das war Gummi- und Fesselsex in Reinkultur.
Doch mit einmal war Schluss! Von einer Sekunde zur anderen war der Grad der Geilheit gleich Null, gar im Minusbereich, die Lust wurde plötzlich ersetzt durch Angst. Der Organismus drehte die Touren höher, das Herz pochte beängstigend schnell und stark, die Atemfrequenz legte zu, Panik war im Anmarsch. Was gerade noch die Erregung auf den Höhepunkt getrieben hatte, bewirkte nun genau das Gegenteil.
Das war ein Lehrstück zum Thema: Unterschied zwischen Theorie und Praxis. Es war genau der Moment, in dem meine Partnerin den Raum verließ und die Tür hinter sich zuzog, in dem Moment, da alle bis hierher genossenen Gefühle vom Dachboden in den Keller stürzten. Es war der Moment, in welchem mir bewusst wurde, wie viele Tode durch Ersticken man sterben kann in einer halben Stunde. Diese halbe Stunde war die Zeit, die wir vereinbart hatten, da sie wieder kommen und mich befreien sollte. Die panische Reaktion wurde nicht durch eine vorangegangene Überlegung ausgelöst, sie war kein Produkt einer durchdachten Analyse, sie kam überfallartig. In jenem Augenblick, in dem mir bewusst wurde, dass ich keine Möglichkeit mehr hatte, mich bemerkbar zu machen, einen Alarm auszulösen um mich sehr schnell befreien zu lassen, geschweige denn mich selbst von dieser perfekten Fesselung zu befreien, wurde der Selbsterhaltungstrieb aktiviert – obwohl dafür noch gar keine wirkliche Notwendigkeit bestand. Allein das mir in Bruchteilen von Sekunden vorschwebende Szenario der Möglichkeiten, die eintreten mochten, um mir das Atmen schwer oder ganz unmöglich zu machen, hat eine derartige Todesangst entstehen lassen, wie ich sie bis dahin nicht gekannt hatte.

Ich spürte einen eigenartigen Schauer, der mich von innen her überzog, begleitet von einem Rauschen, enorme Wärme entstand – die logischerweise durch die extreme Gummierung des ganzen Körpers nicht entweichen konnte – der Herzschlag pochte am Hals und wurde scheinbar nur durch das enge Halsband daran gehindert herauszuspringen. Ich versuchte reflexartig, mich durch einen noch möglichen „Laut“ bemerkbar zu machen, doch dieser Versuch wurde durch den Knebel und den scheinbar hermetisch abgeschlossenen Innenraum der Gasmaske regelrecht erstickt, so das ich nur noch das Geräusch der sich unbarmherzig entfernenden Schritte des einzigen Menschen auf der ganzen Welt, der mich jetzt hätte befreien können, begleitet von dem eigenen Herzwummern, hörte. Ganz schnell unterließ ich den Versuch einer Selbstbefreiung, welcher nur in einem hilflosen Winden der Körperachse bestand, weil sich dadurch der Strick, welcher den Hals mit dem oberen Bettgestell verband, zu Ungunsten der Luftzufuhr straffte. Außerdem hätte die Sinnlosigkeit der Entfesselungsbemühungen die mentale Stimmung noch mehr verschlechtert und dadurch die Panik verstärkt. Es war das erste Mal in meinem Leben, dass ich diese Art von Spielen hasste. Auf kleinen Merkzetteln, als wären sie aus dem Gedächtnis herausgerissen worden, sah ich Sprüche wie „…es gibt doch nichts Schöneres als sich frei bewegen zu können…“, „… andere Leute sitzen um diese Zeit im Garten … und sind frei…“, … „warum warst du so blöde und wolltest in dieser Situation unbedingt allein gelassen werden…“, „ wie konnte ich so leichtsinnig gewesen sein, keine Sicherheit einzuplanen“. Zu Fesseln oder selbst gefesselt zu sein war bis zu jenem Tag immer mein Traum, ein sehr oft erfüllter Traum gewesen. Jetzt war mein gefesselter Zustand ein Albtraum.
Zum Glück habe ich die Nerven behalten und halbwegs Ruhe bewahrt. Nach dem ersten Schock habe ich mir selbst gut zugeredet – was ist eine halbe Stunde, das Leben verfliegt regelrecht; zwei Minuten sind inzwischen bestimmt schon vorüber gegangen; wenn ich zehnmal bis 60 zähle ergibt das weitere 6 Minuten, das sind schon acht; und es lenkt die Gedanken ab. Und so tat ich es dann. Ich zählte, absichtlich übertrieben langsam bis sechzig, um dabei nochmals „Gut“ zu machen beim verstreichen der Zeit; also waren es nach zehnmal zählen vielleicht schon 7 Minuten, die ich in dieser verdammten Stellage lebend verbracht werde haben; plus die zwei Minuten macht 10 Minuten; bleiben noch 20 Minuten – die zwar, ohne die Zufuhr von Sauerstoff noch allemal ausreichend wären, um sich vom Leben verabschieden zu müssen; aber wenn ein Drittel der Zeit geschafft ist, wird man bestimmt ruhiger; gelassener; die Atmung wird dann sicher langsamer gehen; der rasende Herzschlag wird sich beruhigen; das Schlimmste ist Panik, nur keine Panik. Und so kam es dann auch. Mein Schutzengel und bestimmt auch der Schutzengel aller sexuell Leichtsinnigen haben mir über die Zeit geholfen, bis ich – in diesem Moment eines der schönsten Geräusche, die ich mir vorstellen konnte – die Schritte meiner Partnerin hörte. Sie öffnete die Tür, trat ans Bett heran als wäre nichts gewesen und begann in aller Ruhe mit der Entfesselung. Mir konnte es nicht schnell genug gehen, aus dieser Lage befreit zu werden. Das hatte es bisher noch nie gegeben. Auch habe ich diese ganze Nummer mit meiner Partnerin nicht ausgewertet, um ihr nicht in ihrer Annahme beizupflichten, dass meine gewünschten Aktionen oft zu extrem wären. Die Missstimmung, welche sich nach diesem Erlebnis einstellte, hat jedoch nur kurze Zeit angehalten, vielleicht ein paar Stunden. Meine Lust auf derartige oder ähnliche Spiele ist seitdem nicht geringer geworden, eher ausgefeilter. Eines jedoch ist bis heute bei mir hängen geblieben: Sicherheit hat oberste Priorität, sie kommt noch vor der Lust und erst recht vor den Vorstellungen der Phantasie. Der aktive Teil hat eine Riesenverantwortung und darf sich keinesfalls seinen Phantasien – wenn denn vorhanden – unkontrolliert überlassen.

Ich selbst konnte meine „aktive Seite“ nur selten unter Beweis stellen – obwohl gerade das ursprünglich meine Berufung zu sein schien – da meine Partnerin nicht
im gleichen Maße davon begeistert war, sich fesseln zu lassen, wie es bei mir notwendig gewesen wäre. Die mit ihr durchgeführten Fesselspiele waren für mich nicht schlecht und jederzeit für sie sicher, wenn aber die Reaktion der Partnerin nicht die ist, die man sich vorstellt und man merkt, sie könnte da etwas mehr aus Gefälligkeit tun denn aus eigenem Verlangen, dann geht mir die Lust aus. Aus diesem Grund – eigentlich aus einer „Notsituation“ heraus, ist bei mir die Lust am selber -gefesselt – werden entstanden. Dabei ging es meiner Partnerin besser und ich habe an Empfindung nichts eingebüßt. Nun hat es seine Zeit gebraucht, bis ich auf die verschiedenen Arten und Weisen gefesselt worden bin, wie mir es nun mal im Kopf vorschwebte, aber die Fortschritte stellten sich relativ schnell ein.
Ein langer Weg sollte es sein, bevor ich den Gummifetischismus und den Hang zu Fesselspielen als meine Neigung, als eine unverzichtbare Leidenschaft, als einen wichtigen Teil meines Lebens akzeptierte. Es sollte Ereignisse geben, welche einen jungen Menschen, der ohnehin unsicher und verschämt ob seiner Gefühlswelt ist, mehr abschrecken ließen vor dem eigenen Verlangen nach dieser Art der sexuellen Erregung, die, gelinde gesagt, unnormal war, als ihn die Freiheit einer eigenen Entscheidung über seine Neigungen selbst zu überlassen oder gar ihn darin zu bestärken. Es waren oft nur kleine Nadelstiche – nur indirekt auf mich bezogen, denn keinem Menschen, nicht einmal richtig mir selbst, hätte ich je von meiner Macke erzählt – denn mir wurde deutlich, dass für dieses Thema, und das offensichtlich besonders bei jungen Frauen, keinerlei Akzeptanz bestand. Fast noch schlimmer war es, wenn gekichert oder sich halbtot gelacht wurde über Bilder, Szenen, Beschreibungen und dergleichen, die zu diesem Thema vorhanden waren, während dieselben mich heiß machten und erregten. In einem irgendwo ergatterten Klatsch – Heft mit leicht sexistischem Inhalt war beispielsweise eine Frau mit einer Gummihose abgebildet und auch so beschrieben, wobei das Bild nicht schlecht war – vom Text konnte einem schlecht werden – und in mir sofort ein positives Gefühl hervorrief, verbunden mit der Wunschvorstellung, doch selbst einmal auf so eine Frau treffen zu dürfen. Da kicherten und kreischten die anwesenden Weiber los und ließen deutlich verlauten, dass dies nun das Letzte und das Hässlichste sei, was es überhaupt geben könnte und außerdem sei es pervers und so weiter. Ich legte keinen Protest ein, ich tat auch nicht verletzt – aber ich war verletzt. Und ich war hin – und her gerissen zwischen meinen Gefühlen und der offiziellen Meinung. Was von Perversen und speziell von solchen krankhaft veranlagten Menschen zu halten ist, erfuhr ich bereits in zarterem Alter. Ich, damals vielleicht um die acht bis zehn Jahre alt und somit zu damaliger Zeit noch relativ unaufgeklärt, war mit meiner
Mutter bei Bekannten zu Besuch. Im Wohnzimmer saßen meine Mutter und besagte Bekannte bei Kaffee und Klatsch, während ich mit dem etwa gleichaltrigen Sohn der Bekannten auf dem Teppichboden meine Kräfte und Wendigkeit im Ringkampf maß. Nun denken ja die Erwachsenen, die Jungen in ihrer Nähe haben mit sich zu tun und sie interessieren sich eh nicht, was und worüber die da zu reden haben. Falsch gedacht, die Kindlein bekommen alles mit, besonders dann, wenn es ein Thema ist, das selbst schon die Jüngsten neugierig macht. Und dann tut der extra benutzte Flüsterton, der mit dem überproportionalen anheben der Stimme einhergeht, sein Übriges – so wie bei echten Klatschbasen: … stell dir nur mal vor, denk nur mal, da kommt (die und die) nach Hause, da liegt doch deren Mann mit einem Regenmantel im Bett! , stell dir das nur mal vor! , denk nur mal! Für mich war das ein voller Einschlag. Es gab also doch noch andere Menschen, die ähnlich oder genauso dachten wie ich selber. Und sogar Erwachsene. Verheiratete! Aber die Reaktion und dieser hysterische Ton sagten alles. „Stell dir nur mal vor, mit dem Regenmantel!“ Sie bewertete diesen Mann ähnlich einem Verbrecher, einem Schwein.
Ich konnte mir diese Situation wie selber erlebt vorstellen. Der Mann liegt mit seinem Regenmantel im Bett, nicht weil es reinregnet in das wohlige Schlafgemach, nein, weil es ihm angenehme Gefühle bereitet – es ist durchaus möglich, dass er vorwiegend auf das Plastik – oder Folienmaterial stand, es kann aber genau so gut sein, dass er den Regenmantel nur als „zweite Wahl“ übergezogen hat, weil an einem Gummimantel Mangel herrschte – schwelgt gerade so dahin, lässt einen kleinen Film in seinem Kopf ablaufen, er fährt mit den Handflächen über die glatte Oberfläche, lauscht den eigenartigen Geräuschen, merkt, wie die Wärme sich mehr und mehr zwischen Körper und Material staut, tummelt sich in einer anderen Welt, sein Körper vibriert, er stellt sich vor, wie seine Frau, gleichfalls in solch einen Mantel verhüllt, zu ihm ins Bett steigt und durch das Reiben an ihm total heiß wird, er wird schon hart … – als plötzlich die Tür aufgeht und seine Frau (das ist Realität, ohne Regenmantel) im Zimmer steht, den Mund offen, sprachlos, erschüttert, beleidigt, gefühlsmäßig gestorben, gekränkt, – nie hatte er ihr auch nur einen Hauch dieser seiner Leidenschaft erzählt, was ihm gefällt, was er noch braucht, was ihn gefangen hält, dass er am liebsten sie mit dabei hätte – ihre Augen sprechen Bände, mein Mann ist ein Verrückter, ein Abartiger, ein Schwein!
Er hatte sich nie getraut davon zu sprechen, wollte vor ihr nicht als Perverser dastehen, wollte nicht, dass sie Theater macht oder ihn gar auslacht oder gar – um Gottes Willen! – unseren Bekannten davon erzählt – jetzt lag er vor ihr, in diesem lächerlichen Aufzug – sieht so ein Mann aus? – überrascht dabei, wie er sich mit diesem Objekt vergnügt, heimlich vergnügt. Mit einemmal war er herausgerissen aus dieser herrlichen Traumwelt in die Realität; und jetzt ist sie schon da, die Scham, diese von der Natur gegebene Scham, gleich jener, da der pubertierende Junge von seinen Eltern beim onanieren überrascht wird, was für ein seelisches Fiasko, welch Gefühlssturz. Er spürt Wut über sich selbst, er verwünscht sich und den Zwang zu seiner Neigung, und er blickt verzweifelt in das schockstarre Gesicht, in die vor Abscheu verzerrte Maske, und weiß, jetzt ist alles aus, und jeder wird es erfahren was für ein Clown du bist.
Diese oder ähnliche Situationen konnten mich jedoch nie von meiner Leidenschaft zum Gummi und den damit verbundenen Spielarten abbringen. Im Gegenteil. Mir war zwar klar geworden, wie die Allgemeinheit darüber denkt oder zumindest so vorgibt zu denken. Wenn ich jedoch davon ausgehe, dass nahezu jeder männliche Mensch (bei Frauen bin ich mir nicht sicher, aber intuitiv glaube ich, dass deren abwegige Phantasien und anormale sexuellen Vorlieben nicht derartig, und wenn überhaupt, nicht so extrem ausgeprägt sind) in Bezug auf die Sexualität eine Macke hat (was nicht heißt, dass nicht auch noch andere Defizite vorhanden sein können), egal ob nur in Gedanken oder diese auch in die Praxis umsetzend, dann bin ich regelrecht glücklich darüber, dass gerade diese Art der sexuellen Varianten, der Gummifetischismus mit seinen Spielarten, von mir Besitz ergriffen hat. Es ist sozusagen eine angenehme, keinem schadende und vor allem keine strafbare Perversion.

Diese Tatsache ist von immenser Bedeutung. Ich stelle mir vor, ich wäre vom gleichen Verlangen beseelt wie ein Exhibitionist, wie ein Sadist um Befriedigung zu finden.
Diese Menschen sind vom Trieb her prinzipiell nicht anders als ich und andere Menschen, stellen jedoch durch das Ausleben ihrer Neigung eine Gefahr für andere dar, können erheblichen Schaden durch das Praktizieren ihrer Vorstellungen anrichten und kommen dadurch unweigerlich mit dem Gesetz in Konflikt, wobei der ideelle Schaden als noch viel höher anzusehen ist. Und trotzdem kommen diese
Menschen – genau wie auch ich – nicht von ihrer Lust weg. Sie sind Sklaven ihrer Obsessionen, egal ob strafbar oder nicht. Nicht das Denken, nicht die Vernunft, nicht irgendeine Norm oder Meinung bestimmt das Handeln, sondern einzig und allein der Trieb. Bei Männern – wie bereits erwähnt, tritt dieses Phänomen hier wohl öfter auf als bei Frauen – spricht man landläufig zu Recht von „… gesteuertem Verhalten“.
Wenn Gummifetisch strafbar wäre, würde ich trotzdem nicht davon wegkommen. So etwas lässt sich nicht einfach mal ausschalten, wegklicken, blind legen, therapieren, es ist da und es will ständig gelebt werden, egal ob erlaubt oder nicht erlaubt, ob strafbar, legitim, unerwünscht oder peinlich.
Selbst im Vergleich zu – sagen wir – sexuell normalen Abwegigkeiten fühle ich mich als Gummiliebhaber keineswegs benachteiligt. Manche Männer stehen ausschließlich auf große, pralle Brüste bei der Frau, auf ein besonders ausgeprägtes Hinterteil, auf üppige Formen überhaupt, auf rote Haare, lange Zöpfe, oder einfach nur auf die Abwechslung, was zur Folge haben wird, dass der Mann, so er seine Träume verwirklichen will, ab und an einen Wechsel in „Sachen“ Frauen nötig hat, was wahrscheinlich das Intimwerden mit der eigenen Frau zumindest reduzieren könnte. Sollte sie allerdings davon erfahren, was über Kurz oder Lang passieren möchte, werden die Konsequenzen noch ganz andere Dimensionen erreichen. Ich kann mir nicht vorstellen – um das oben genannte Beispiel aufzugreifen, bei welchem die Frau zu ihrem Schrecken ihren Mann mit einem Regenmantel im Bett überrascht hat – dass eben diese Frau weniger bestürzt wäre, sollte sie ihren Mann mit einer anderen Frau in flagranti ertappen. Oder wäre sie etwa nicht ganz so sehr betroffen, weil er wenigstens nicht anders ist?
Mich interessiert, welche der beiden Situationen bei der Frau den größeren Schock auslösen würden. Sollte ihre Reaktion mit der allgemeinen Meinung konform gehen, dass die Sache mit der anderen Frau zwar unschön aber nicht ganz so schlimm sei, weil verständlicher und eher nachvollziehbar als bei dem Mann mit der Gummi – Macke, weil diese noch nicht mal was mit einer Frau zu tun hat? Ist die Eifersucht der Frau gegenüber einem Objekt geringer als die gegenüber einer anderen Frau? Oder ist in diesem Fall die Ehefrau der Meinung, dass der Mann zwar nicht ganz normal ist aber wenigstens treu? Es wird immer unterschiedliche bis gegensätzliche Betrachtungen dazu geben. Das Wichtigste ist, dass jeder für sich selbst seine Eigenheiten erkennt, diese annimmt und konsequent lebt. Ich mag allein das Wort Gummi so sehr, dass ich es am liebsten mit drei „m“ schreiben möchte: Gummmi. Und ich möchte Gummi nicht nur schreiben, hören und lesen, ich möchte Gummi erleben. Immer wieder. Ein erotisierendes Gefühl ersten Ranges der Gummi – und Fesselkultur verlieh mir eines unserer Rituale, welches ich, ab und an nur leicht variiert, viele Male genießen durfte.

 

Ende erster Teil der Latexgeschichte von meinehaut

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