Latex Luft

Manche Frau ist nicht schön, sondern sieht nur so aus. (Karl Kraus)
„Ich habe ein Spielzeug für dich!“ Eins musste man Sven lassen, er bekam Claudia mit sechs Worten neugierig. „Was ist es denn?“ „Ich möchte sparen!“ Claudias Gesicht wurde lang. „Als erstes streiche ich dir das Fitnessstudio.“ Claudia ging mindestens einmal in der Woche ins Studio und trainierte wie eine Besessene. Sie wollte sich das nicht von Sven streitig machen lassen, nur weil sie dort gern mit anderen Männern flirtete. Aber einen Ersatz für das Fitnessstudio konnte er unmöglich gekauft haben. „Komm mit!“ sagte er in einem Ton irgendwo zwischen Befehlen wollen und `Ich weiß nicht, was ich tue, wenn du jetzt nicht hörst.´ „Ich habe ein Computerspiel für dich umgeschrieben.“ Claudia hasste Spiele, besonders wenn sie viel Zeit kosteten, aber sie wollte Sven den Spaß nicht verderben. Also tat sie interessiert: „Welches Spiel ist es denn?“ „Ein Flugsimulator!“ „Das ist das Spiel, wo du nachts geduldig einen Jumbo Jet von Hamburg nach München fliegst und dabei auf eine Landschaft voller Pixel schaust. Vergiss, dass ich mir das antue!“ Sven lachte: „Dich lasse ich höchstens mit einem Fahrrad fliegen. Und du solltest dir erst meinen Joystick anschauen, bevor du etwas ablehnst, was du noch nicht kennst!“
Nun war Claudias Neugier doch geweckt. Sie kam mit Sven in sein Bastelzimmer und sah eine komplizierte Maschine. In der Mitte des Zimmers stand ein ausrangiertes Zimmerfahrrad mit mehreren Elektronikteilen am Lenker, das er vom Schrott gerettet hatte. Davor war der Bildschirm des Computers genau in Kopfhöhe angebracht. Aus dem Rechner kamen ein paar Schnüre, die im Zimmer herumlagen. „Soll ich da drauf?“ fragte Claudia. Man sah auf jeden Fall, dass sich Sven einige Mühe beim Basteln gegeben hatte. „Ja, mein Schatz. Aber erst musst du dich wie eine Pilotin anziehen: mit Overall und Luftversorgung“ „Reicht ein Latex Catsuit?“ fragte Claudia. „Ja. Nimm den mit Schrittreißverschluss!“ Schade, Claudia wollte gerade ihr Lieblingsstück mit Innengliedern und angesetzter Gasmaskenhaube holen. Die Aussicht, mit Vibrator Fahrrad zu fahren, bot ihr einen angemessenen Ausgleich für ödes Computerspielen. Brummend zog sie sich ihren Latexcatsuit an und ging wieder zu Sven.
Sven reichte ihr einen Vibrator: „Nimm diesen kleinen Tröster, du fühlst dich doch sonst hohl und leer! Soll ich dir helfen?“ „Das kann ich schon. Und ich denke, du willst mit mir Sport machen und mich zum Schwitzen bringen.“ Claudia öffnete den Schrittreißverschluss an ihrem Latex Catsuit. Dann setzte sie sich auf den schmalen Fahrradsattel. In ihrem Bauch drückte es so stark, dass sie sich sofort hinstellte und dann ganz langsam noch einmal setzte. Sven nahm eine Kette, schlang sie um Claudias Hüften und zog sie hinten am Sattel fest. Claudia hörte ein Schloss klicken. Nun konnte sie nicht mehr vom Fahrrad absteigen. Sven schaltete den Bildschirm ein und erklärte: „Ich habe extra für dich ein neues Flugzeug kreiert. Schau mal!“ Auf dem Bildschirm sah Claudia ein Fahrrad mit Flügeln und einer Luftschraube, die mit den Pedalen gekoppelt war. Auf dem Fahrrad saß eine schwarze glänzende Gestalt mit Gasmaske und gut sichtbaren Brüsten. Claudia fuhr durch den Kopf, dass das sicher sie selbst sein sollte und dass Sven die Daten der Figur bestimmt bei Lara Croft geklaut hatte. Sie winkte ihrem Abbild zu, aber die winkte natürlich nicht zurück.
„So weit geht die virtuelle Realität noch nicht, dass der Computer dich sieht. Ich schalte mal um auf Pilotensicht.“ Es erschien eine Flugbahn, im Hintergrund eine Stadt und vorn waren zwei große Anzeigen für Höhe und Geschwindigkeit. Die kleineren Anzeigen erklärte Sven gar nicht erst. „Du darfst jetzt fliegen. Mit dem Lenker kannst du links/rechts und schräg hoch/runter steuern. Damit es vorwärts geht, musst du treten. Probiere es mal!“ Claudia trat in die Pedale. Auf dem Bildschirm sah man, wie sich der Propeller bewegte und wie das Flugrad losfuhr. Als Claudia schneller trat, konnte sie auch abheben. Sie versuchte einige Flugbewegungen mit dem Lenker und stürzte prompt ab.
„Das war deine einzige Probe. Lenke vorsichtiger, dann kannst du auch fliegen. Ich habe es probiert. Spielregel: Du hast fünf Minuten, um in die Luft zu kommen und dreihundert Meter hoch zu fliegen. Bei vierhundertfünfzig wird die Luft dünn, bei fünfhundert schüttelt es dich wegen Windturbulenzen. Unterhalb von dreihundert Metern wirst du vor zu langsamem Fliegen gewarnt, denn Tiefflüge sind in Deutschland verboten. Setze jetzt den Helm auf!“ Claudia hatte die Gasmaske mit dem großen Sichtschirm schon bemerkt. Anstelle des Filters war ein elektrisches Bauteil montiert, ein Kabel ging zum Rechner.
Sie setzte die Gasmaske auf ihren Kopf, hielt den Schlauch zu und atmete kräftig ein. Sofort zog sich das Gummi an ihr Gesicht und zeigte so, dass die Maske dicht war. Sie nickte Sven zu und fragte: „Und jetzt?“ Sven band Claudia jetzt beide Hände in den Latexhandschuhen mit Handschellen an den Lenker und sagte: „Freigabe erteilt, fliege los!“ Dann setzte er Claudia einen dicken Kopfhörer auf, der sie von allen Umgebungsgeräuschen abschirmte. Claudia trat in die Pedale, bis das Fahrrad schnell genug zum abheben flog und lies es dann kurz über der Landschaft gleiten. Die Sicht war gut, man konnte denken, in einem echten Flugzeug zu sitzen. Im Kopfhörer hörte sie Windgeräusche, das Flattern des Propellers und ihren eigenen Atem. Die Illusion des Fliegens war perfekt. Auf vorsichtige Lenkbewegungen reagierte der Computer prompt mit einer Schrägstellung und einer leichten Kurve. Man konnte tatsächlich glauben, zu fliegen.
„Du sollst in 3 Minuten auf 300 Meter Höhe sein!“ schimpfte Sven laut. Claudia war immer für das Einhalten von Spielregeln, wenigstens wenn der Kontrolleur daneben stand. Also trat sie in die Pedale und versuchte, das Flugrad möglichst steil zu stellen. Dabei merkte sie, dass zwischen dem Widerstand beim Treten und der Steilstellung eine Beziehung bestand. Es ging immer schwerer, die Geschwindigkeitsanzeige ging zurück und die Flughöhe wurde auch geringer. Langsam probierte sie einen Winkel aus, in dem sie gerade noch genug Kraft zum Steigen hatte. Jetzt packte sie der Ehrgeiz, der sie auch im Studio und beim Joggen dazu brachte, weiterzumachen und möglichst die erste zu sein. Sie merkte, wie sie schwitzte. Es war wirklich anstrengend. Endlich war sie auf dreihundertzwanzig Meter und konnte das Fahrrad gerade stellen. Die Aussicht war überwältigend. Jemand hatte sich die Mühe gemacht und Bäume und Häuser programmiert, auf den Straßen fuhren sogar Autos. Unter sich sah sie Buckau und die Elbe. Sie lenkte nach links und fand den Dom und den Werder. Man konnte sehen, wo auf dem Werder der Park war und wo Häuser standen. Die Innenstadt war mit Dom, Kloster und Hauptbahnhof beim Programmieren etwas dünn davongekommen. „Da hat jemand viel Zeit investiert“, dachte Claudia und fragte sich, ob sie sich Svens Lieblingsflug über Hawaii auch einmal anschauen sollte.
Claudia geriet ins Träumen und trat dabei kräftig in die Pedale. Der Fahrtwind pfiff ihr um die Ohren. Dieses Fluggerät machte ihr Spaß. Nur die Gasmaske hätte sich Sven sparen können, wenn sie doch normal Luft gab. Wenn sie sich richtig anstrengte, wurde das Atmen etwas behindert, doch dazu musste sie treten, treten, treten. Schnell war sie weiter aufgestiegen. Langsam merkte sie, wie die Luft immer dünner wurde und erinnerte sich an Svens Worte: „Bei vierhundertfünfzig wird die Luft dünn, bei fünfhundert schüttelt es dich wegen Windturbulenzen.“ Der Höhenmesser zeigte 480 m, Claudia wollte nun auch die Windturbulenzen erfahren und trat weiter. Es fiel immer schwerer, genug Luft zum Treten zu bekommen. Der Schweiß lief ihr in kleinen Strömen hinunter, sie bemerkte bereits Flüssigkeitsansammlungen in ihren anatomischen Latexsocken, die am Latex Catsuit angebracht waren. Angestrengt und kurzatmig kämpfte sie weiter. Plötzlich begann der Vibrator in ihr kraftvoll zu arbeiten. Sie stöhnte laut und versuchte, das Wohlgefühl länger zu halten. Doch die Luft reichte für ein so schnelles Treten nicht lange aus. Unerbittlich zeigte der Höhenmesser: fünfhundertunddrei Meter, fünfhundertundzwei Meter, fünfhundertundein Meter.
Bei fünfhundert Meter hörte das Brummen im Unterleib schlagartig auf. Langsam atmete Claudia aus und merkte, das sie beim Abwärtsfliegen keinen Widerstand an den Pedalen hatte. Der Geschwindigkeitszeiger stieg immer mehr. Ihr Flugrad pfiff und klapperte in der Leinwand und sie dachte lachend, dass echter Fahrtwind jetzt etwas sehr Schönes wäre. Bei vierhundertfünfzig Metern bekam sie wieder normal Luft und konnte ohne wahnsinnigen Kraftaufwand sogar die hohe Geschwindigkeit halten. Aber die Muskulatur ihrer Oberschenkel spürte sie schon jetzt, morgen würde sie einen wahnsinnigen Muskelkater haben.
Nach drei Minuten hatte sie sich soweit erholt, dass sie wieder zu einem „Höhepunkt“ starten konnte. Sie versuchte, mit möglichst schnellem Treten an die magischen fünfhundert Meter zu kommen. Diesmal fiel es ihr etwas leichter. Laut stöhnend hielt sie sich, solange die Luft reichte und genoss solange die Vibration. Sie spürte, dass sie ein ganz leichtes Gefühl im Kopf bekam, wie sie es bei manchen Atemspiel Erlebnissen hatte. Doch dann musste sie ihr Rad wieder nach vorne kippen, um möglichst schnell wieder genug Luft zu bekommen. Jetzt hatte Claudia den Apparat begriffen. „Ich muss also möglichst schnell absteigen, mich mit viel Schwung bei maximaler Geschwindigkeit erholen und dann schnell wieder hoch, damit ich viel von der Vibration habe.“ Dieses Spiel probierte sie noch zweimal mit steigendem Vergnügen, dann waren ihre Kräfte erschöpft. In ihrem Latex Catsuit war ein großer See, in den Füßen sammelte sich ihr Schweiß, ebenso in den Latexhandschuhen, da beide fest am Latexanzug angesetzt waren, sammelte sich immer mehr davon.
„Sven kettet mich bestimmt nur los, wenn ich ordentlich gelandet bin. Also muss ich jetzt drehen und diesen dämlichen Flugplatz suchen!“ dachte sich Claudia. „Oder soll ich mich einfach abstürzen lassen, dann ist das Spiel aus.“ Claudia gefiel der Gedanke an eine Dusche und eine Ruhepause gut, also hörte sie auf zu treten und ging im Sturzflug zu Boden. Die Geschwindigkeit stieg immer mehr und mit steigender Geschwindigkeit ging das virtuelle Flugzeug immer mehr in die Waagerechte. „Abstürzen ist gar nicht so einfach! Dann gleite ich eben noch ein bisschen durch die Gegend.“ Bei dreihundert Metern piepte es in ihren Ohren laut, auf dem Bildschirm erschien eine Meldung: Unterschreitung der minimalen Flughöhe. Warnung in 5, 4, 3 ,2, 1 Sekunden. Bei Null bekam Claudia deutliche Schmerzen an beiden Handgelenken. Sie sah hinunter und bemerkte erst jetzt die Klebeelektroden neben den Handschellen. Die Schmerzen wurden immer stärker. Claudia biss die Zähne zusammen und rührte sich nicht.
Ein neues Piepsen ertönte: Weitere Unterschreitung der minimalen Flughöhe. Warnung in 5, 4, 3 ,2, 1 Sekunden. Nun merkte Claudia ein Brennen in ihrer Bauchgegend. Sie versuchte instinktiv, sich die Hände in den Unterbauch zu stemmen, dies gelang wegen der Handschellen natürlich nicht. Die Bauchschmerzen waren nicht zu tolerieren, so dass Claudia fluchend und japsend wieder in die Pedale trat. Aber sie musste das Brennen an den Händen noch einige Zeit ertragen, bevor sie sich in sichere Zonen hochgekämpft hatte. „Das Programm läuft mindestens eine halbe Stunde. Und du solltest den Flugplatz finden, denn nur in der Landezone auf dem Gleitweg kommst du sicher runter. Der Gleitweg liegt genau in Längsrichtung des Flughafens. Du erkennst ihn an der kleinen Ampel auf dem Armaturenbrett. Bei Grün bist du richtig, bei gelb weichst du in irgendeiner Richtung vom vorgegebenen Weg ab und bei Rot tut es weh. Wenn du abstürzt, stehst du auf der Startbahn und das Spiel beginnt von neuem. Viel Spaß beim Fliegen!“
Claudia war am Ende ihrer Kraft. Sie schaute sich um und sah den Dom vor sich. In der Tiefe hörte sie die Elbe am Domfelsen rauschen. „Wenn ich die Anzeigen richtig begreife, ist das hier die Flugzeit. Bei sechsundvierzig Minuten kann ich landen, wenn ich den Flugplatz finde.“ Sie stellte noch mehrmals fest, dass sie eigentlich keine Kraft mehr hatte und flog über der Elbe südlich, bis sie den Flugplatz fand. Genau in seiner Längsrichtung leuchtete bald die gelbe, dann die grüne Lampe auf und Claudia begann einen langen Sinkflug. Schnell hatte sie heraus, wie man auf dem richtigen Weg blieb und Gottlob klappte auch die Landung.
Der Computer zeigte „Dauerleistung 74 Watt, Maximalleistung 215 Watt. Zeit 43 Minuten. Nächstes Trainingsziel 75 Watt“. Dann hörte sie es klicken und spürte, dass ihre Hände frei waren. Erschöpft riss sie sich die Gasmaske vom Gesicht und wischte dicke Tropfen Schweiß von ihrer Stirn. Nun suchte sie den Schlüssel der Kette, die sie an den Fahrradsattel band. Sven stand plötzlich neben ihr und zeigte, dass das Fahrrad ein Zündschloss hat. „Der Schlüssel passt zur Kette. Steig lieber erst mal ab.“ Schwer atmend stieg Claudia vom Fahrrad, umarmte Sven und lies sich zusammenfallen, bis beide umstürzten. Mit letzter Kraft drehte sie ihn auf den Rücken, legte sich auf ihn und sagte: „Danke. Das hast du gut gebaut. Zeigst du mir auch, wie man andere Landschaften lädt.“ „Ja. Übrigens: Das Ding hat ein paar Sensoren. Es kontrolliert die Kette, die Handschellen, die Elektroden an den Händen und die Dichtheit der Gasmaske. Du kannst nur den Vibrator weglassen.“ „Aber da ist ja ganz oben und ganz unten der Kick weg!“ „Ja, aber vielleicht reicht dir ja das Adrenalin und die Endorphine, die man beim Trainieren ausschüttet. Das Gerät trainiert dich gern jeden Tag. Und es möchte jedes Mal ein Prozent mehr Dauerleistung, sonst verstellt es die Höhengrenzen.“
Claudia ging erst mal ausgiebig duschen. Schon am nächsten Tag schlich sie um ihr neues Spielzeug. Laut redete sie vor sich hin: „Sven kommt heute erst spät nach Hause. Aber das ist gut so, ich will ihn jetzt nicht sehen. Den Computer bekomme ich allein gestartet. Ein paar Flugstrecken sind auch gespeichert. Ich probiere mal den Flug über Hawaii bei Ausbruch des Vulkans Kilauea. Das ist bestimmt heiß!“ Beim Laden fiel Claudia eine Anzeige auf: „Notiz: Flugplatz 1500 m, Vulkanhöhe 3500 m. Höhengrenzen 2000 m, 2100 m, 3000 m, 3100 m.“ Claudia begriff, dass sie sich diesmal mehr anstrengen musste. Aber wie immer fand sie ihre spontane erste Wahl die beste, egal, welche Vernunftgründe dagegen sprachen. Sie sah sich sie Sensoren an und fand, dass sie die Technik nur wenig täuschen konnte. Das Reizstromgerät gab eine Meldung, wenn die Elektroden nicht richtig klebten. Die Kette maß ihre Spannung und die Handschellen waren mit Bewegungsmeldern versehen, die es bestimmt merkten, wenn sie nicht benutzt wurden. Aber Claudia wollte sowieso die volle Dosis der Einschränkungen, die ihr geboten wurden.
Sie zog wieder ihren Latex Catsuit an und nahm ihren Lustspender. Erst hatte sie ein Kondom darüber gestreift, es dann aber nach kurzer Überlegung wieder entfernt. Spontan holte sie ihren dunkelblauen Skioverall und zog ihn über den Latexcatsuit an. Sie fühlte sich gleich noch viel besser von ihrer Umwelt abgeschirmt und genoss das leichte Gleiten des glänzenden Stoffes zwischen ihren Beinen. Ohne irgendwelche Anstrengung wurde ihr sofort warm. Sie schlang die Kette mit leichter Spannung um ihre Taille. Diesmal würde sie der Druck der Kette nicht stören, abgestreift werden konnte sie allerdings auch nicht. Dann fesselte sie sich am Fahrradsitz und klebte Elektroden an ihre Unterarme. Claudia sah, dass der Schlüssel sowohl zu den Handschellen und der Taillenkette als auch zum Zündschloss passte. Das Verschließen der Handschellen geriet zum Geschicklichkeitsspiel und musste einmal wiederholt werden, weil Claudia die Gasmaske vergessen hatte.
Endlich hatte Claudia alle Vorarbeiten geschafft und konnte den Schlüssel ins Zündschloss stecken. Ein leichten Klicken zeigte ihr, dass er verriegelt und vor Ablauf einer halben Stunde nicht freigegeben wurde. Dann erwachte der Bildschirm zum Leben und zeigte einen neuen Flughafen. Claudia kannte diesen Teil des Spieles schon und trat straff in die Pedale. Ihr Muskelkater erinnerte sie schmerzhaft an den gestrigen Tag. Der Schweiß lief ihr schon nach wenigen Minuten in Strömen innen am Gummianzug hinab. Dafür wurde sie durch eine atemberaubende Kulisse entschädigt. Die Insel Hawaii war wirklich liebevoll programmiert. Unter sich sah sie eine detaillierte Landschaft, grüne Wälder wechselten mit hellgrünen Feldern. Man erkannte den breiten gelben Strand, das Meer hatte Wellen, die rauschend an den Strand brandeten. Irgendwo ging das Blau des Flachwassers in ein tiefes Grün über. Am Horizont sah sie kleine Schäfchenwolken über benachbarten Inseln. Die Sonne blendete richtig und schien sie noch mehr zu erwärmen. Aber Claudia wollte heute einen Höhepunkt mit Vulkan, also suchte sie sich den gut sichtbaren rauchenden Kegel und hielt darauf zu.
Heute fühlte sie schon als erfahrene Pilotin. Sie wusste, dass sie auch einen Rückweg vor sich hatte. Sie suchte und erkannte einen Kompass. Der Flughafen war schon nach kurzer Zeit im Dschungel verschwunden, sie musste ihn nachher wiederfinden. Erst nach schweren zwanzig Minuten intensivem Treten hatte Claudia die vorgeschriebenen dreitausend Meter Höhe erreicht. Sie wurde durch eine schwerere Atemnot als gestern belohnt und fragte sich sofort, ob sie heute weniger Kraft hatte oder ob sie jetzt schon ermüdet war. Doch sie trat weiter schwitzend und röchelnd in die Pedale, bis sie das vertraute und ersehnte Brummen in ihrem Unterleib spürte. Die Luft blieb ihr schnell weg. Ganz erregt und halb befriedigt ging sie in den Sturzflug und dachte: „Luft, Luft und dann Treten, bis es wieder kommt!“ Dann sah sie den Vulkanausbruch vor sich. Eine rote Explosion mit vielen fliegenden Feuerkugeln ließ sie vergessen, dass sie an einem Computer spielte. Erstaunt ließ sie sich weiter japsend und tretend an das rote Feuerwerk fliegen. Es zog sie geradezu magisch an. „Da möchte ich durchfliegen und alles um mich rot sehen!“ dachte Claudia.
Der Vulkan schien ihr nicht weit, doch mit steigender Zeit dämmerte ihr, dass man Entfernungen auf Simulationen nicht schätzen kann. Endlich sah sie den Vulkankegel aus der Nähe. Sie schielte auf die Uhr und erschrak, dass sie schon über eine Stunde mit voller Kraft arbeitete. Als sie noch näher an das Objekt ihrer Begierde flog, erschien eine Warnung: „Achtung: Das Überfliegen des Vulkans ist verboten! Absturzgefahr!“ Diese sinnlose Warnung rief ein Lachen auf Claudias verschwitztem Gesicht hervor. Als sie noch näher an die rote Glut flog, merkte sie ein zunehmendes Brennen in ihrem Unterleib. Die Flughöhe war in Ordnung, also konnte Sven den Strom nur mit der Glut in Verbindung gebracht haben. Heiß war Claudia ja sowieso und das Brennen im Bauch war mäßig bis angenehm erregend. Also trat sie weiter euphorisch in die Pedale. Als sie die nächste Warnung sah: „Achtung Rauchgase. Äußerste Gefahr!“, lachte sie. Doch das Lachen verschwand, als eine der dunklen Wolken ihr den Atem raubte. Ängstlich versuchte sie eine Wendung und wollte im Gleitflug aus dem Rauch kommen. Pfeifende Winde packten sie und schüttelten sie in ihrem kleinen ungeschützten Flugzeug herum. Ihr wurde übel von den schnellen Bewegungen. In den dunklen Wolken verlor sie die Orientierung. Sie hatte lange vergessen, dass ihr Erlebnis nicht real war.
Endlich wurde es leiser und heller um sie. Auch das Atmen fiel ihr leicht. Staunend drehte sie eine kleine Runde und sah den Vulkanausbruch mit all seinem Feuer und Lärm tief unter sich. Sie segelte ihr Flugzeug ohne Mühe und trat kaum noch in die Pedale. Doch der Höhenmesser stieg weiter, die Luft wurde schon wieder knapp. Erschrocken registrierte sie, dass sie auch dieser simulierte Wind weit genug nach oben tragen könnte, um ihr die Luft zu nehmen. Jetzt musste sie kämpfen, um von dem Vulkan weg nach unten zu kommen.
In ihrem Schritt brummte es. Claudia verdrängte das Gefühl nur mühsam. Eigentlich wollte sie sich jetzt nur treiben lassen und das Gesamtkunstwerk genießen. Sie spürte eine Hitze und Feuchtigkeit unter ihrem Latex Catsuit wie nie zuvor. Die Luft reichte mühsam zum Atmen, wenn sie ihre Beine nicht bewegte. Das Rauschen des Windes und die strahlende Sonne entführten sie in die Südsee und bescherten ihr einen langen und erfüllten Höhepunkt. Dann wurde es schwarz um sie.
Als Sven nach Hause kam, fand er Claudia im Skianzug auf dem Stubenfahrrad gefesselt. Sie lag mit dem Kopf auf dem Lenker und atmete flach. Auf dem Bildschirm stand: Notabbruch wegen ausgebliebener Atmung 60 Sekunden. Dauerleistung 95 Watt, Spitzenleistung 212 Watt, Dauer 78 Minuten. „Das Programm war noch nicht fertig!“ fluchte er. Dann riss er hektisch Kabel ab und holte Claudias schlaffen Körper von seiner Konstruktion. Er zog sie aus. Lachen von Schweiß liefen aus dem Latex Catsuit und von ihrem Körper. Er trug sie aufs Bett und maß ihre Körpertemperatur. „39,8°, so schlimm hast du mich noch nie gequält.“
Erst nach zwei Stunden war Claudia wieder ansprechbar. Sie lächelte und flüsterte: „Noch einmal Hawaii sehen und dann sterben!“ Sven redete zu sich selbst: „Die Frau ist ja süchtig. Ich muss an dem Ding noch viel umbauen.“

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